Sie spielten sogar gegen den Vizeweltmeister
OBERSULM
Schachabteilung des TSV Willsbach wird 75 Jahre alt und hat große Erfolge gefeiert
Von Gustav Döttling
1952 spielten (von rechts) Walter Heinl, Dieter Hass, H. Lazda, Rudolf Hohl und Peter Wünschel simultan gegen Vizeweltmeister Efim Bogoljubow.
Foto: privat
Der Aufstieg der Schachabteilung des TSV Willsbach zu einem der einst führenden Vereine im Schachbezirk Unterland ist untrennbar mit den Namen des Vereinsgründers Gerhard Hohl und dem seines jüngeren Bruders Rudolf Hohl verknüpft. Gerhard Hohl hob im Jahr 1947 mit schachbegeisterten Kameraden aus der Handballabteilung des TSV Willsbach die Schachabteilung des TSV aus der Taufe.
In der Vereinschronik von 1947 ist über die Anfänge zu lesen: „Schon im Winter 1946 trafen sich die Brüder Helmut und Edwin Bernhard mit Gerhard Hohl manche Abende zu einer Schachpartie. Ob sie wohl damals schon eine Schachabteilung gründen wollten? Ich glaube ja, denn schon damals luden sie mich ein, und auch Erik Graf Wrangel wurde gekapert, und wir trafen uns von da an in der Wirtschaft zum Hasen“, schreibt der erste Vereinschronist Dieter Haas.
Beim „Haasen-Beck“
Die Schachfreunde nahmen willige Anfänger wie Klaus Kossira, Alfred Vollert, Dieter Schilling und Wolfgang Kuch auf. Im Herbst 1947 kamen Walter Heinl und Kurt Hafner dazu. Bis 1955 waren die Hasenwirtschaft des „Haasen-Beck“, wo die Abteilung gegründet wurde, sowie ab und zu das Gasthaus Lamm das Spiellokal.
Gerhard Hohl steckte mit seiner Schachleidenschaft die Jungen an und trainierte mit ihnen. So begann die an Erfolgen reiche und auch von Rückschlägen nicht verschonte Erfolgsgeschichte der TSV-Schachabteilung. Das erste Mannschaftsspiel fand am 21. Februar 1948 gegen die spielstarke Heilbronner Jugendmannschaft an 15 Brettern im Lamm statt. Der überraschende Ausgang: 8:7 für Willsbach.
1952 wurde Gerhard Hohl Bezirksjugendleiter. Mit 22 Spielern hatte der TSV die größte Jugendabteilung in Württemberg. Bei einem Simultanspiel 1952 gegen Efim Bogoljubow, einst Vizeweltmeister, kämpften fünf Willsbacher Nachwuchstalente mit.
1955 wurde das Gasthaus Ochsen von Erika und Rudi Fleiner die Schachheimat. Die Zahl der Mitglieder wuchs auf über 80, die in fünf Mannschaften spielten. Im Ochsen wurde es zu eng, und die Abteilung zog 1981 ins TSV-Sportheim um. Seit 2016 ist das Landfrauenheim im Schabengässle das Spiellokal.
Geselligkeit und Kampfgeist
Zwischen 1956 und 1958 gewann Rudolf Hohl drei Mal in Folge im Schachbezirk die Jugendeinzelmeisterschaft. „Geselligkeit, Miteinander, aber auch Kampfgeist war unsere Stärke“, vermerkt die Chronik im Jahr 1960. 1962 bis 2011 ging es mit zahlreichen Meisterschaften und Pokalsiegen von Mannschaften und in Einzelwettbewerben stetig aufwärts. Gerhard Hohl wurde 1973 Bezirksleiter des Schachbezirks Unterland. 1976 gewann Willsbach I die Meisterschaft der Landesliga und stieg in die Verbandsliga auf. Diesen Erfolg toppte die 1. Mannschaft 2011 mit dem Aufstieg in die Oberliga. Zweimal richtete der TSV die Württembergischen Meisterschaften für Männer und Frauen aus. 1981 setzten Peter Kercher, Uwe Schenk und Gustav Döttling, ausgebildete junge Schachtrainer, die erfolgreiche Jugendarbeit von Gerhard Hohl fort.
Mit ihren Talenten erzielte das Trainerteam ungeahnte Erfolge:Das Team der Grundschule Affaltrach fuhr zur deutschen Meisterschaft nach Berlin. Mehrere Jugendmeistertitel hefteten Fabian Döttling, Stefan Brodbeck und Karl Wartlick an die TSV-Fahnen und wurden in Kassel Deutscher Vizemeister in der U20. 2016 erfüllte der Deutsche C-Jugend-Meistertitel von Fabian Döttling und sein Erfolg in der Altersklasse U16 als Jugendeuropameister sowie sein anschließender Aufstieg zum internationalen Großmeister den ganzen Verein mit Stolz. Mit Schach-AGs im JKG Weinsberg (seit 1990) und dem PDG Obersulm (seit 2004) pflegt die Abteilung fruchtbare Schulkontakte. Abteilungsleiter waren Gerhard Hohl, Hartmut Klotz und Alexander Pfaff.
Hartmut Klotz pflegt seit 25 Jahren die Homepage der Abteilung. 2020 übernahm Schachtrainer Bernd Hähnle das Jugendtraining von Gustav Döttling.